Ein Gebirgsstelzen-Pärchen findet Einzug in der Auwaldstation

Setzt man sich für einige Minuten in den Innenhof der Auwaldstation, entdeckt man seit einigen Monaten regelmäßig ein überraschend gelb aufblitzendes Gefieder. Denn neben einem Bachstelzen-Pärchen hat sich in den Nistkästen der Auwaldstation auch ein bei uns eher selten gesehenes Gebirgsstelzen-Pärchen niedergelassen.

Die Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) sticht durch ihr kontrastreiches Gefieder mit grau-schwarzer Oberseite und leuchtend gelbem Bauch ins Auge. Der sperlingsgroße Singvogel ist von den europäischen Stelzenarten am meisten an Gewässer gebunden.

Die Gebirgsstelze ähnelt mit ihrem wippenden langen Schwanz der in Mitteleuropa weit verbreiteten grau-schwarzen Bachstelze. Wie ihr Name schon andeutet, ist die Gebirgsstelze jedoch typischerweise an Bächen und Flüssen in bergigen Regionen zu finden. Was macht sie dann bei uns in der Auwaldstation?

Zur Brutzeit erschließen sich die Gebirgsstelzen neben ihren Überwinterungs- und Standgebieten auch Brutgebiete im Flachland, im Osten Deutschlands und Europas. Damit lässt sich das Mysterium lösen: Unser Gebirgsstelzen-Pärchen ist pünktlich zur Brut in der Auwaldstation angekommen.

Betrachtet man die gemeldeten Beobachtungen der Gebirgsstelze im Raum Leipzig, zeigt sich allgemein ein starker Anstieg der Vorkommens-Meldungen seit 2020. Zwar kann dieser Anstieg mit der zunehmenden Verwendung Bürgerwissenschafts-Apps erklärt werden, jedoch kann es möglicherweise auch ein Hinweis auf ein verstärktes Vorkommen der Gebirgsstelzen sein. Im Rahmen des Klimawandels wird von Wissenschaftler*innen bei vielen Tieren einer Verschiebung ihrer bisherigen Verbreitungsgebiete erwartet – oder ist bereits beobachtet worden. Auch aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Bürger*innen Apps wie iNaturalist oder Obsidentify, zur Identifikation von Tier- und Pflanzenarten, verwenden werden. Die Daten werden an die Wissenschaft weitergeleitet und für Forschungszwecke genutzt. So können sie zum zukünftigen Naturschutz beitragen.

Betrachtet man die gemeldeten Beobachtungen der Gebirgsstelze in der Umgebung von Leipzig, so fällt auf, dass diese außerhalb der Brutzeit liegen. Diese beobachteten Gebirgsstelzen waren das ganze Jahr über in Leipzig anwesend und zogen nicht wie erwartet in ihre Stand- oder Überwinterungsgebiete. Auch dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich das ganzjährige Verbreitungsgebiet der Gebirgsstelze in unsere Region verschiebt. Vielleicht können wir sie in Zukunft regelmäßig und ganzjährig an Bächen und Flüssen bei uns beobachten.

Ob unser Gebirgsstelzen-Pärchen auch hier überwintern wird, können wir noch nicht sagen. Zunächst hat es sich auf jeden Fall in einem halboffenen Nistkästchen in Wassernähe gemütlich gemacht. Ausgekleidet wurde es mit Stroh und Gräsern. Doch wir wundern uns, denn der Nachwuchs sollte nach 11-16 Tagen bereits flügge sein… Diese Zeit ist aber nun schon verstrichen. Was könnte da passiert sein?

Diese Woche haben wir die Antwort darauf erhalten, über die wir in einem zweiten Teil weiter berichten werden. Bleibt also gespannt!