Der Tag des Regenwurms

Bild: s shepherd schizoform on flickr, 20060131 earthworm hits dirt, CC BY 2.0

Heute möchten wir unseren Freund den Regenwurm hochleben lassen. Er ist so etwas wie ein Superstar in unseren Böden. Er sorgt im Boden für eine bessere Durchlüftung, eine höhere Wasseraufnahmekapazität und steigert die Bodenfruchtbarkeit. Er ist im Grunde das, was wir als Müllaufbereitungsanlage bezeichnen würden. Denn er nimmt täglich etwa die Hälfte seines Eigengewichtes an abgestorbenen Pflanzenresten auf. Im Darm werden die organischen Bestandteile mit ebenfalls aufgenommenen mineralischen Bodenpartikeln vermischt. Das wiederholte Fressen und Ausscheiden des Kotes führt zu einer Anreicherung von Nährstoffen im Boden. Regenwurmkot ist eine unverzichtbare Nahrungsquelle für Bodenorganismen und Pflanzen und verbessert maßgeblich die Bodenstruktur. Das Krümelgefüge aus mineralischen Bestandteilen und Humus vermindert zudem die Gefahr von Erosion.

Doch der Regenwurm ist nicht anspruchslos. Betrachtet man das Regenwurm-Vorkommen in einem bestimmten Gebiet, erlaubt dies Rückschlüsse auf den ökologischen Zustand des Bodens. Auch der Regenwurm leidet unter Bodenverdichtung und -versiegelung, unter Pestiziden und Düngung. Monokulturen und die intensive Bearbeitung des Bodens setzen ihm zu. Grund genug, sich vom Acker zu machen. Ein Teufelskreis, der LandwirtInnen noch tiefer ins Düngerfass greifen lässt. Von früher 46 vorkommenden Arten, findet man heute nur noch drei bis vier auf deutschen Äckern. Beunruhigend ist auch die zunehmende Ausbreitung des invasiven Plattwurms Obama nungara. Der eigentlich aus Argentinien stammende Plattwurm fand seinen Weg nach Europa über den Import von Topfpflanzen. Neben Schnecken frisst er bevorzugt Regenwürmer. Gerade die atlantisch geprägten Regionen wie Irland, Großbritannien und Frankreich sind bereits stark betroffen. Welche Auswirkungen die zunehmende Ausbreitung von Obama nungara auf unsere heimischen Ökosysteme hat, lässt sich nur erahnen. Es ist jedoch dringend davon auszugehen, dass unser Freund, der Regenwurm, in ernsthafter Gefahr ist – und damit auch unser Boden.

Ein interessanter Bericht zur Nutzung von Bioakustik als Biodiversitäts-Indikator auch in unseren Böden findet sich hier:

https://www.srf.ch/play/tv/einstein/video/oekoakustik-die-tonspur-des-klimawandels?urn=urn:srf:video:b075b9e9-a1cf-4b2d-89bb-772d5317ef4b