Fischsterben und massive Verschmutzung in Neuer Luppe und Weißer Elster

In den letzten Wochen schlugen zahlreiche besorgte Anwohner Alarm, da die Weiße Elster unterhalb des Klärwerks im Rosental von einer extremen Verschmutzung mit Binden, Tampons und Feuchttüchern betroffen war. Darauffolgend wurden Hunderte tote Tiere in den Gewässern der Nordwestaue gefunden. Am Montag, den 18. September, dokumentierte Karsten Peterlein vom Nabu Leipzig ein neues Fischsterben, dieses Mal in der Neuen Luppe. In diesem kurzen Flussabschnitt wurden 400 tote Fische und zwei verendete Waschbären entdeckt.

Die Ursache für diese Katastrophe liegt in ungeklärten Abwässern, die nach Starkregen direkt in die Weiße Elster gelangen. Fäkalien und Tausende Hygieneartikel wurden von den Regenmassen mitgeschwemmt und blieben am Gewässerufer zurück. Dies ist jedoch kein isoliertes Problem, sondern kam in der Vergangenheit in vielen Regionen vor und ist mit zunehmenden Starkregenereignissen aufgrund der Klimaerwärmung wieder zu erwarten. Eine nachhaltige Lösung für diese Herausforderungen steht noch aus. Ein möglicher Ansatz sind Trennsysteme, bei denen Schmutz- und Niederschlagswasser getrennt abgeleitet werden. Auch mehr Grün, Retentionsdächer sowie die Entsieglung von Flächen reduzieren die Belastung der Kläranlagen und würden Umweltkatastrophen wie die in der Nordwestaue verhindern.

Die traurige Erkenntnis ist jedoch, dass viele Leipziger Bürgerinnen und Bürger Anteil an diesem Desaster haben. Schließlich haben Feuchttücher und Damenbinden im Abwasser nichts zu suchen. Allein in Aachen landen pro Jahr 23 Millionen Feuchttücher sowie 3 Millionen Binden und Tampons in der Toilette! Produkte wie diese lösen sich in der Kanalisation jedoch nicht so auf, wie es die Hersteller versprechen. Meist enthalten Feuchttücher Polymere, also langkettige Kunststoffe, die dazu führen, dass die Tücher im Abwasser nicht zerfallen. In Leipzig haben solche Tücher im Jahr 2018 zu etwa 300 technischen Störfällen im Abwassersystem geführt. Mitarbeiter der Leipziger Wasserwerke schätzen außerdem, dass in den vergangenen fünf Jahren die Müllmenge in der Kanalisation durch Feuchttücher auf das Doppelte angestiegen ist.

Dieses Problem haben wir selbst in der Hand. Die dringende Notwendigkeit, Hygieneartikel sachgerecht zu entsorgen, sollte durch Bildung und Information verstärkt werden. Es ist ermutigend zu sehen, dass das Angebot an nachhaltigen Hygieneprodukten in den letzten Jahren stark gewachsen ist. Für diejenigen, die nicht auf Wegwerfprodukte verzichten können oder möchten, ist die entscheidende Botschaft, dass Hygieneartikel über den Hausmüll entsorgt werden sollten.

Es liegt an uns, die Verantwortung zu übernehmen und aktiv zur Lösung dieses Umweltproblems beizutragen. Nur so können wir die Gesundheit unserer Gewässer schützen und zukünftige Umweltkatastrophen verhindern. Toiletten sind keine Mülleimer.