Auf der Suche nach der Nachhaltigkeit in den Sommerferien

„Das ist Goethe.“ „Nein, das ist Bach.“ Viele Namen wurden genannt. Eine Ähnlichkeit mit Bach und Goethe besteht ganz sicher, lag aber an der seinerzeit üblichen Kopfbedeckung. Männer von Welt trugen im 18. Jahrhundert diese wuchtigen, barocken Perücken.

Auch Hans Carl von Carlowitz war ein Mann von Welt. Zumindest ein Mann seiner Welt imKurfürstentum Sachsen, zwischen der des Oberberghauptmann und des Prokuristen. Neben Zahlen kannte sich von Carlowitz auch mit dem Rohstoff aus, auf dem damals die gesamte Wirtschaft beruhte: Holz.

Er beobachtete, wie Geschäftemacher die Wälder rodeten, um das geschlagene Holz in den Städten und im boomenden Bergbau zu Geld zu machen. Wenn das so weiter geht, wird es bald keinen Wald mehr geben. Als Reaktion auf dieses Handeln veröffentlichte von Carlowitz auf der Leipziger Ostermesse 1713 seine Schrift „Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht“. Darin beschreibt er nicht nur eine gesunde Forstwirtschaft, er formulierte auch nebenbei das Prinzip der „Nachhaltigkeit“.

Sachsen begeht in diesem Jahr 300 Jahre Nachhaltigkeit und die Auwaldstation wollte einen Teil dazu beisteuern.

Denn, dass der Begriff Nachhaltigkeit immer noch aktuell ist, sollten zwei Nachhaltigkeitswochen während der Sommerferien zeigen. An jeweils fünf Tagen gab es fünf unterschiedliche Angebote, um die Nachhaltigkeit zu entdecken, bzw. eine nachhaltigere Lebensweise kennen zu lernen. Hilfreich stand dabei der Verein Weltoffen e.V. zur Seite, der mit seinem Projekt „Wir und die Welt“ und dem Mitarbeiter Marcel Pruß große Teile dieses Angebotes realisierte.

Der Montag begann global. Wie unser Kaufverhalten die Welt verändert? Wir gehen jeden Tag einkaufen. Immer ist alles vorrätig, immer billig. Doch wo werden die Waren produziert? Wer stellt sie her, wie leben diese Menschen und wie kommen die Waren in das Geschäft um die Ecke? Das waren die zentralen Fragen, auf die am ersten Tag Antworten gefunden werden sollten. Die Gäste lernten den Lebenszyklus eines Mobiltelefons kennen. Angefangen bei den Rohstoffen, die in den in Coltanminen im zentralafrikanischen Kongo von Kindersoldaten erobert werden, über die Herstellung des Telefons unter unwürdigen Arbeits-bedingungen in China, bis zur umweltschädlichen Entsorgung auf dem größten Elektroschrottplatz der Welt in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Als zweites Beispiel an diesem Tag diente die Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste. Das westafrikanische Land produziert 30 Prozent des weltweiten Kakaos mit Hilfe von illegaler Kinderarbeit. Der Begriff „Kinderschokolade“ bekam so eine neue Bedeutung.

Am Dienstag ging es um das Thema Mode und die ständig wechselnden Kollektionen. Welchen Weg hat das Shirt von der Rohstoffgewinnung bis zu uns in den Kleider-schrank zurückgelegt? Welche Stoffe kann man verwenden? Mitgebrachte alte Taschen, Jeanshosen oder Shirts wurden nicht weggeworfen, sondern auf- und umgearbeitet und eine ganz eigene Kreationen genäht.

Am Mittwoch stand das Thema Müll im Mittelpunkt. Das seit diesem Jahr im Angebot der Auwaldstation befindliche Umweltprogramm „Wer wird Abfall-Profi?!“erklärt, was mit unseren alltäglichen Hinterlassenschaften noch getan wird. Denn für die Deponie ist unser Müll viel zu wertvoll.

Am Donnerstag ging es um den Stoff, ohne den kein Leben möglich wäre. Lebensquell Wasser. 2013 wurde von der UNESCO als Weltwasserjahr erklärt. Doch was ist Wasser eigentlich? Spielerisch erkundeten die Gäste, wie vielfältig Wasser sein kann.

Am Freitag ging es auf Schnitzeljagd. Mit Kompass und Karte ging es einmal quer durch Lützschena. Auf der Suche nach der Nachhaltigkeit mussten viele Stationen angesteuert werden. Die Teilnehmer hinterfragten ihre Lebensweisen und erfuhren, wie unser Leben gestaltet werden muss, damit es nachhaltig ist und auch zukünftige Generationen so gut leben können wie wir.

Das war auch der Anlass für Hans Carl von Carlowitz‘ damaliges Handeln.

Die Auwaldstation hat dies während der Sommerferien aufgegriffen und wird es auch weiterhin großen und kleinen Gästen näher bringen.

Text: Marcel Pruß; Bilder: Marcel Pruß, Uwe Scharf