Türkenbundlilien im Schlosspark Lützschena

Der Türkenbund (Liliummartagon L.) ist eine Besonderheit der Leipziger Pflanzenwelt und hat schon immer aufgrund seiner in der heimischen Flora einmaligen Blüten die Gemüter bewegt. Der Leipziger Botaniker Dr. Peter Gutte gibt nur den Bienitz nordwestlich von Leipzig, den Zschocherschen Winkel und den Auwald südöstlich der Lehmlache Lauer am südlichen Stadtrand von Leipzig als natürliche Standorte an (Gutte 2006). Weitere Vorkommen sind durch Auspflanzungen oder Ansamung durch den Menschen entstanden.

Die Braunkohleabbauplanung der DDR sah vor, große Gebiete der Südaue für die Erweiterung des Tagebaues Cospuden abzuholzen und für den Braunkohleabbau freizugeben. Ehrenamtliche Naturschützer retteten von Teilen dieser Flächen zahlreiche Märzenbecherzwiebeln und Zwiebeln des dort natürlich vorkommenden Türkenbundes.

Die Märzenbecher wurden in der Schkeuditzer Aue wieder angesiedelt. Der Türkenbund aus dem südlichen Auwald fand am Bienitz und u.a. im Schlosspark Lützschena eine neue Heimat. Das weitere Vordringen des Tagebaues Cospuden wurde durch die neue energiepolitische Situation nach der Wende 1989 gestoppt, bereits gerodete Waldflächen wurden wieder aufgeforstet.

Im Schlosspark Lützschena wurden etwa 50 Pflanzen angesiedelt, etwa 20 konnten 2013 wieder aufgefunden werden. Das sind aber Tochterzwiebeln und Sämlinge der ursprünglichen Pflanzen.

Das sieht man an der tuffartigen Anordnung der Pflanzen, die ursprünglich in einer Linie angeordnet waren. Nicht nur Menschen finden den Türkenbund attraktiv. Viele Pflanzen werden noch vor der Blüte von unseren Rehen als Leckerbissen abgefressen, nicht ohne Grund hat sich eine eingezäunte Pflanze auffallend prächtig entwickelt. Das Lilienhähnchen (LiliocerisliliiScopoli), ein grellroter, kleiner, aber gefräßiger Käfer bevorzugt als Nahrung die Blätter des Türkenbundes. Auch die Vermehrung über Samen ist langwierig. Die Samen müssen so frisch wie möglich in den Boden kommen, am besten gar nicht erst trocken werden. Sie bilden im Boden bis zum Winter winzige Zwiebelchen, aber keine Blätter. Erst im Folgejahr erscheint ein kurzlebiges, kleines, gestieltes Blättchen von der Größe des kleinen Fingernagels. Wie lange eine Pflanze vom Samenkorn bis zur Blüte braucht, ist nicht bekannt. Vielleicht ist die Anzahl der Entwicklungsjahre sogar zweistellig. Mitarbeiter der Auwaldstation haben 2012 Samen vom Türkenbund gesammelt und versuchen die Anzucht im Topf.

Es ist hoffentlich verständlich, dass heimische Exemplare des Türkenbundes eines besonderen Schutzes bedürfen. Für Anpflanzungen im eigenen Garten halten Spezialgärtnereien widerstandsfähige Auslesen in einem reichhaltigen Farbsortiment bereit.

Text und Bild: Uwe Scharf